Dicht von innen und außen
Optimal abgedichtete Bau-Anschlussfugen verhindern Energieverlust und schützen vor Schimmel- und Feuchteschäden.
Sicherheit bieten hier Komplettsysteme zur optimalen Abdichtung der Anschlussfugen zwischen Bau-Körper und Rahmenkonstruktion und an der Verglasung. Die Luftdichtheit von Gebäuden steht mit an vorderster Stelle, um den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken. Die Bauanschlussfuge zwischen Baukörper und Fenster sollte bereits in der Planung mit einbezogen werden und die Art der Ausführung eindeutig beschrieben sein.
Dem Fensterprofi stehen für die Abdichtung von Anschlussfugen an Fenstern und Außentüren folgende Optionen zur Verfügung:
Normen & Regelungen
Durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das am 1. November 2020 in Kraft getreten ist, werden Energieeinsparungsgesetz (EnEG), Energieeinsparverordnung (EnEV) und Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) in einem modernen Gesetz zusammengeführt.
Es wird ein einheitliches, auf einander abgestimmtes Regelwerk für die energetischen Anforderungen an Neubauten, an Bestandsgebäuden und an den Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteversorgung von Gebäuden geschaffen. Um die Energieeffizienz bei Neubauten und Bestandsgebäude zu verbessern, sollten Hersteller neben dem GEG, die Anforderungen der DIN 4108-7 erfüllen. Relevant bei Verwendung von Dichtstoffen zur Abdichtung von Anschlussfugen an Fenstern und Außentüren sind zudem die Europäische Normen DIN EN 15651-1 "Fugendichtstoffe für Fassadenelemente" sowie die DIN EN 15651-2 "Fugendichtstoffe für Verglasungen".
RAL-Gütesicherung
Insbesondere sollten die Dichtstoffe den RAL Montagerichtlinien entsprechen - mit RAL gütegesicherten Produkten ist eine lückenlose Kette der Gütesicherung vom Fenster und seinen einzelnen Bestandteilen über die Montage bis zum fertig eingebauten Fenster, inklusive Abdichtung, gegeben.
IFT-Zertifizierung
Ein nach IFT-Richtlinie MO-01/1 geprüftes System zur optimalen Abdichtung der Bauanschlussfugen, gewährleistet zudem perfekte Luftdichtheit, thermische und akustische Isolierung sowie optimalen Wetterschutz.
Soudal Window System
In Kurzform SWS ist ein in sich abgestimmtes System mit RAL gütegesicherten Produkten, welches sich optimal für die energetische Sanierung sowie den Neubau eignet und somit eine sichere und dauerhafte Wärme- und Schalldämmung gewährleistet.
Die CE-Kennzeichnung von Dichtstoffen
Die CE-Kennzeichnung eines Dichtstoffs ist Pflicht, damit er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Baubereiche Fassade (F), Verglasung (G ), Sanitär (S/XS) und Fußgängerwege (PW) sind in der Kennzeichnung zu finden, ebenso wie Angaben zur Innen- und Außenanwendung sowie zur maximalen Verformung.
Kenncode Produkttyp / Verwendungszweck
EN 15651-1 Typ F-INT | Fugendichtstoff für Fassadenelemente ausschließlich für den Innenbereich |
EN 15651-1 Typ F-EXT-INT | Fugendichtstoff für Fassadenelemente für den Innen- und Außenbereich |
EN 15651-1 Typ F-EXT-INT-CC | Fugendichtstoff für Fassadenelemente für den Innen- und Außenbereich (für die Verwendung in kalten Klimazonen) |
EN 15651-2 Typ G | Fugendichtstoff für die Abdichtung von Verglasungen |
EN 15651-2 Typ G-CC | Fugendichtstoff für die Abdichtung von Verglasungen (für die Verwendung in kalten Klimazonen) |
EN 15651-3 Typ S | Fugendichtstoff für den Sanitärbereich |
EN 15651-4 Typ PW-INT | Fugendichtstoff für Fußgängerwege ausschließlich für den Innenbereich |
EN 15651-4 Typ PW-EXT-INT | Fugendichtstoff für Fußgängerwege für den Innen- und Außenbereich |
EN 15651-4 Typ PW-EXT-INT-CC | Fugendichtstoff für Fußgängerwege für den Innen- und Außenbereich (für die Verwendung in kalten Klimazonen) |
CE-Kennzeichnung Beispiele
EN 15651-1
|
EN 15651-2
|
EN 15651-3
|
EN 15651-4
|
Dimensionierung der Fuge
Die Fugen zwischen z. B. einem Fensterelement und einer Wand sind als Bewegungsfugen einzustufen, d. h. es ist von einer regelmäßigen Veränderung der Fugenabmessungen auszugehen.
Schäden vermeiden
Die Bewegungen in der Anschlussfuge müssen von dem eingesetzten Dichtstoff ausgeglichen werden können. Damit die Bewegungen in den Fugen von dem verwendeten Material ausgeglichen werden können, müssen die Fugenabmessungen richtig dimensioniert sein – ansonsten kann es leicht zu einer Überbeanspruchung und Versagen der Fuge kommen.
Motilität beachten
Die benötigte Fugenbreite ist neben den Eigenschaften des Rahmenmaterials auch von dem Bewegungsvermögen (zulässige Gesamtverformung) des Dichtstoffes abhängig. Für Anschlussfugen bei Fenstern und Außentüren ist der Einsatz von elastischen Dichtstoffen mit einem Bewegungsvermögen zwischen 12,5 % und 25 % empfehlenswert.
Zur Veranschaulichung
In den beiden folgenden Tabellen sind die empfohlenen Fugenbreiten für verschiedene Einbausituationen dargestellt. Die Dimensionierung der Fugenbreiten in der Wetterschutzebene ist hierbei für einen Dichtstoff mit einem Bewegungsvermögen von 25 % ausgelegt. Auf Grund der geringeren Belastung sind in der Raumebene auch Dichtmaterial mit einem geringeren Bewegungsvermögen einsetzbar.
Mindestfugenbreite in mm
Rein rechnerische Fugentiefen für variable Fugenbreiten
Die notwendige Fugentiefe (Dicke des Dichtstoffes) ergibt sich aus der Fugenbreite. Hierbei gilt für Fugenbreiten ≥ 10 mm diese Faustformel.
Das Verhältnis Tiefe zu Breite
sollte ca. t:b ≈ 1:2 betragen.
(bei Acrylaten ca. t:b ≈ 1:1)
Hierbei ist zu beachten, dass die Fugentiefe nicht kleiner als 6 mm und nicht größer als 18 mm sein soll. Abweichende Maße sind in Abstimmung mit dem Dichtstoffhersteller möglich.
Dichtstoff-Verbrauch nach Fugendimension
Die angegebenen Werte sollen als Richtwert für rechteckige Fugen dienen. Die Fugentiefe wird bis zum Hinterfüll-Profil gemessen. Je nach Verarbeitungstechnik muss mit einer Zusatzmenge von bis zu 10 % gerechnet werden.
Der tatsächliche Bedarf ist zwingend bauseits zu prüfen.
Tragfähigkeit und Zweiflankenhaftung
Entscheidend für die dauerhafte Funktionsfähigkeit der Fuge ist auch die Tragfähigkeit und Sauberkeit der Untergründe und damit das Haftverhalten.
Prüfung auf Festigkeit und Hafteignung
Grundsätzlich gilt, dass die Untergründe/Fugenflanken sauber, tragfähig, trocken und fettfrei sein müssen. Sie sind vorab auf ihre Festigkeit und Hafteignung zu prüfen. Die Oberfläche des Untergrundes muss für die Verfugung geeignet bzw. vorbereitet sein. Im Fall von Sanierungen ist vor einer Verfugung auch sicherzustellen, dass kein altes Dichtmaterial mehr an den Fugenflanken haftet. Je nach Untergrund oder Rahmenmaterial kann auch eine Vorbehandlung mit einem Primer notwendig sein - Wir empfehlen hier den Einsatz des Soudal Primer 150 oder Surface Activator.
Zweiflankenhaftung sicherstellen
Bei Aluminium- oder Kunststofffensterprofilen ist die Verwendung von Nutabdeckprofilen zwingend notwendig für eine fachgerechte Fensteranschlussfugenabdichtung. Bei der Verarbeitung ist eine Zweiflankenhaftung durch die Verwendung eines geeigneten Hinterfüllmaterials sicherzustellen (s. Abbildungen). Als Hinterfüllmaterial eignen sich insbesondere geschlossenzellige PE-Rundschnüre. Dichtstoffe haften nicht an dem Hinterfüllmaterial, so dass bei Bewegungen in der Fuge der Dichtstoff ungehindert gedehnt oder gestaucht werden kann.
Riss/Bruch durch Dreiflankenhaftung
Würde das Dichtmaterial zusätzlich an einem weiteren Untergrund haften (sogenannte Dreiflankenhaftung), treten bei Bewegungen in der Fuge zusätzliche Kräfte auf, welche die Bewegung des Dichtstoffes behindern und wodurch es üblicherweise zu einem Versagen der Abdichtung kommt (Kohäsionsrisse und/oder Haftungsverlust).
Das Hinterfüllmaterial dient weiterhin als Begrenzung für die Fugentiefe, um die benötigen Breiten- und Tiefenverhältnisse des Dichtstoffes in der Fuge auszubilden.
Wasserdampfdurchgangs-Koeffizient (sd-Wert)
Der sd-Wert bietet eine Orientierung über die diffusionshemmenden Eigenschaften von Dichtstoffen anhand der DIN 4108-3 (Stand November 2018) und teilt Baumaterialien entsprechend ihrem Wasserdampfdiffusions-Widerstandes in fünf Klassen ein:
- Dampfoffen = sd-Wert 0,0 m 0,5 m
- Dampfbremsend = sd-Wert 0,5 m bis 10 m
- Dampfhemmend = sd-Wert 10 m bis 100 m
- Dampfsperrend = sd-Wert 100 m bis 1.500
- Dampfdicht = sd-Wert ab 1.500 m
Das 3-Ebenen-Modell
Bereits bei Fenster-Profis etabliert ist das 3-Ebenen-Modell. Es gibt vor, welche Anforderungen an die einzelnen Anschlussbauteile gestellt werden.
WETTERSCHUTZEBENE (Blau)
Die Wetterschutzebene bildet die äußere Abdichtung des Bauelementes und muss sowohl gegen Schlagregen und Wind geschützt werden als auch witterungsbeständig sein. Zudem hat die äußere Abdichtung den Zweck bei niedrigen Außentemperaturen eine Wasserdampfdiffusion zur Außenseite hin zu gewährleisten.
Welche Dichtstoffe sind außen zu empfehlen?
Die Anschlussfuge muss an der Außenseiten nicht nur winddicht und schlagregendicht sein sondern auch Witterungsbeständigkeit garantieren. Bei Fassaden die nicht hinterlüftet sind, gilt das Prinzip „innen dichter als außen“. Besonders gut für die Außenfugen eignen sich neutrale Silikondichtstoffe, die sich sowohl durch eine exzellente Langlebigkeit als auch durch Witterungsbeständigkeit auszeichnen. Zudem lassen sich ebenfalls Hybrid-Polymere für außen liegende Fugen einsetzen, falls eine höhere Anstrichverträglichkeit für einen anschließenden Farbanstrich der angrenzenden Bereiche benötigt wird. Für den Außenbereich geeignete Fensterfolien können hier ebenfalls zum Einsatz kommen.
FUNKTIONSEBENE (Grün)
Die Funktionsebene ist die mittlere, wärmedämmende und schallreduzierende Dichtungsebene zwischen der Wetterschutz- und der Raumebene.
Welche Dämmstoffe eignen sich zum Verfüllen der Funktionsebene?
Das Material innerhalb der Fuge sollte eine Schall- und Wärmedämmung nach EnEV, DIN 4108-7 und RAL-Montagerichtlinien sowie eine hervorragende Formstabilität aufweisen. Diese Eigenschaften bieten insbesondere gebrauchsfertige, einkomponentige, selbstexpandierende Polyurethanhartschäume. Eine ebenfalls hohe Wärmedämmung gewährleisten zudem schlagregendichte und selbstklebende Kompribänder.
RAUMEBENE (Rot)
Raum- und Außenklima werden durch die Raumebene getrennt. Die innere Abdichtung muss luftdicht und dampfdiffusionsdichter als die Wetterschutzebene, um zu gewährleisten, dass die Luftfeuchtigkeit der warmen Raumluft nicht in die Anschlussfuge gelangt. So wird eine mögliche Kondensatbildung verhindert.
Welche Dichtstoffe sind innen zu empfehlen?
An der Innenseite muss die Abdichtung luftdicht sein und deren Wasserdampfdiffusionswiderstand höher als bei der Außenabdichtung. Üblicherweise eignet sich hierzu ein Acryldichtstoff mit einem Bewegungsvermögen von ≥ 12,5 %. Insbesondere wenn die Innenseite später angestrichen oder tapeziert wird. Da ein Acryldichtstoff in der Regel nicht auf angrenzenden Fliesen oder glasierten Untergründen haftet, sollte in dem Fall ein Silikon- oder Hybrid-Polymer-Dichtstoff verwendet werden. Für den Innenbereich ausgewiesene Fensterfolien können hier ebenfalls zum Einsatz kommen.
Der Wegweiser zum richtigen Fenster-Dichtstoff
Soudal Fenster-Wegweiser
Zur vereinfachten Zuordnung unserer Dichtstoffe zu den Anwendungsgebieten im und am Fenster.
IM GLAS
Abdichtung und Hinterfüllung von Flügelrahmen und Glashalteleisten an Fenstern und Türen verhindert Kondensatbildung durch einströmende Warmluft.
AUSSEN
Dauerhaft schlagregensichere und winddichte, aber diffusionsoffene Abdichtung als Wetterschutz.
INNEN
Luftdichte und dampfdiffusionsdichtere innere Abdichtung als Trennungsebene zwischen Raum- und Außenklima.